Die „Frauen-Oase“ öffnet am 29. November für alle interessierten Menschen ihre Pforten
Genug Grund zum Feiern haben Esther Theumert und Manuela Langenbruch, die beiden Gründerinnen der Fraueninitiative „Frauen-Oase – eine Initiative von Frauen für Frauen“. Vor sieben Jahren begannen sie mit einem Frühstücksangebot für Frauen in schwierigen Lebenssituationen.
Was in beengten Verhältnissen in einer Privatwohnung begann, hat sich längst zu einem professionellen Hilfsprojekt, mit eigenen Räumlichkeiten, Wohnangeboten und unterstützender Begleitung gemausert. Und das offene Frühstücksangebot gibt es immer noch – auch nach sieben Jahren. Das soll am Mittwoch, 29. November, in der Zeit von 10 bis 14 Uhr gefeiert werden. Alle Menschen, für die diese Einrichtung interessant sein könnte, sei es, weil sie selber in einer schwierigen Situation leben oder weil sie den Verein unterstützen möchten, sind eingeladen. Die inzwischen sieben Mitarbeiterinnen des Oase-Teams stellen das Konzept der Initiative an diesem Tag interessierten Besuchern gerne vor.
Zurzeit gibt es sogar Pläne für einen Neubau, denn schon wieder platzt die „Oase“ aus allen Nähten, erzählt Esther Theumert. „Der Neubau soll im hinteren Bereich des Gartens entstehen. Eine Bauvoranfrage wurde schon vor einigen Jahren gestellt und positiv gewertet. Daher sind wir alle sehr optimistisch“, so Esther Theumert. Die Baupläne liegen fertig in der Schublade, doch bis zum Baubeginn gibt es noch viel zu tun, weiß Bernd Theumert, der das Projekt als Architekt leitet – ehrenamtlich versteht sich. An erster Stelle steht natürlich die Finanzierung. Da sei man wieder auf Spendengelder angewiesen. Aber auch Sachspenden von Handwerksbetrieben seien äußerst hilfreich. Platz für weitere vier Apartments und eine Wohnung soll der Neubau beinhalten.
Die Bewohnerinnen der Oase mussten in der Vergangenheit schon viel Leid ertragen
Der Besuch dieser außergewöhnlichen Einrichtung lohnt sich, denn es ist ein bisschen wie nach Hause kommen, betritt man die alte Villa an der Heidestraße. Wohlige Wärme, sanftes Licht und ein angenehmer Geruch sorgen sofort für ein Wohlfühl-Empfinden. Dazu die unnachahmlich herzliche Art von Esther Theumert, lassen einen fast vergessen, was für einen ernsten Hintergrund das Zusammentreffen der Frauen in diesem Haus hat. „Die meisten der Frauen, die sich entscheiden zu uns zu kommen, haben in ihrem Leben schon viel erleiden müssen. Seelische oder körperliche Verletzungen, sexueller Missbrauch oder unüberbrückbare familiäre Probleme sind nur einige Gründe, die sie zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben an einen Punkt gebracht haben, an dem sie nicht mehr weiter wussten. Nicht selten endete das in einem Selbstmordversuch.“ In der „Oase“ finden Frauen ein offenes Ohr, vor allem aber einen geschützten Rahmen um über alles zu reden. „Die Frauen werden liebevoll aufgefangen und manche sprechen sogar das allererste Mal über ihren Kummer und über ihre Enttäuschung, ihre Bitterkeit und Wut gegenüber dem Täter und auch gegenüber Gott.“ Denn Gott ist aus der Frauen-Oase nicht wegzudenken. Doch der Glaube ist nur eines von vielen Hilfsangeboten, die Esther Theumert „ihren“ Frauen macht. „Ich fand vor vielen Jahren durch Gottes Hilfe wieder zurück ins Leben. „Vergebung“ spielt bei der Aufarbeitung des Erlebten eine große Rolle“, so die Initiatorin des Vereins. Doch sie betont mit Nachdruck, dass hier jede Frau ihren eigenen Weg finden müsse. Zwar werde in der Oase gebetet und gesungen, doch welche Hilfe für die betroffenen Frauen die Beste ist, das bleibe ihnen überlassen. Dementsprechend „gemischt“ ist die Meinung der Frauen, die an diesem Nachmittag auf dem großen Sofa bei einer Tasse Kaffee zusammensitzen. Ulla kam vor drei Jahren in die Oase. Sie war damals am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen – obdachlos, ohne Perspektive, wusste sie nicht mehr wohin. Sie habe ihren Weg zu Gott gefunden, Jesus kennengelernt und ein neues Zuhause gefunden. Auch die junge Alina lässt sich bald taufen. Für sie ist Jesus zum Anker geworden. Doch Carina sieht „das Ganze mit dem Glauben“ eher kritisch. Doch sie fühlt sich wohl in der Gemeinschaft der Frauen. Sie sei offen für alles, lasse sich aber nichts aufzwingen, so die junge Mutter eines erst wenige Monate alten Säuglings. Und dann ist da noch die junge Muslimin. „Sie hat ihren Glauben. Daran muss sie nichts ändern“, so Esther Theumert. Jede Frau muss ihren Weg zurück in ein selbstbestimmtes, glückliches Leben, selber finden. Das Oase-Team unterstützt sie dabei mit offenen Angeboten, wie Therapie, Gesprächen, Essen in der Gemeinschaft und der Kraft, die sich „Gleichgesinnte“ untereinander geben können, denn schließlich haben hier alle traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Ulla ist ihrem selbstbestimmten Leben bereits ein großes Stück näher gerückt. Im Februar verlässt sie das Haus. Doch für sie wird die Oase immer ein Zuhause bleiben und das Mittwochs-Frühstück ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens.
Quelle: www.lokalkompass.de