Was vor fünf Jahren mit einer Einladung zum gemeinsamen Frühstück begann, hat sich inzwischen zu einem Projekt mit Vorbildcharakter entwickelt.
Der Verein „Oase“ bietet Hilfe von Frauen für Frauen. Und zwar für Frauen, die auf eine schlimme Vergangenheit zurückblicken, die Missbrauch und Gewalt erfahren haben, die Opfer ihrer Väter oder Ehemänner wurden. „Es sind Frauen, die einen Ort des Ankommens brauchen, an dem ihnen die Zeit gegeben wird, um zur Ruhe zu kommen und um über ihre Gefühle klar zu werden“, beschreibt Michaela Langenbruch.
Gemeinsam mit Esther Theumert gab sie den Anstoß dazu, den Verein zu gründen. „Wir haben selber solche schlechten Erfahrungen gemacht“, sprechen die beiden Velberterinnen offen über ihre schlimmen Erlebnisse. „Doch mit Hilfe unseres Glaubens haben wir einen Weg gefunden, um den Tätern zu vergeben.“ Anderen Frauen dabei zu helfen, das sei ihr Anliegen, auch vor dem Hinblick, dass viele in ihrer Verzweiflung zu Drogen oder Alkohol greifen.
Bewusst habe man daher vor fünf Jahren in der ,schwierigen‘ Adventszeit wöchentlich zu einem Frühstückstreff geladen. „Für die Teilnehmerinnen war es in diesem Rahmen leichter, sich zu öffen, als beispielsweise bei einem Therapeuten. Sie wussten genau, dass jeder am Tisch diese Gefühle, Sorgen und Ängste nachvollziehen kann“, sagt Theumert. Bis heute findet das gemeinsame Frühstück jeden Mittwoch in der Zeit von 10 bis 12 Uhr statt. Veranstaltungsort ist das „Haus des Verstehens“ an der Heidestraße 161 in Velbert.
Auch dieses Haus wurde vom Verein „Oase“ in den vergangenen Jahren aufgebaut. Es bietet Frauen in Not einen Zufluchtsort. „Seit der Eröffnung haben hier 17 Frauen, teilweise mit Kindern, ein Zuhause gefunden“, so Langenbruch. „Im Durchschnitt bleiben sie eineinhalb Jahre in einem der sieben Appartments wohnen und nutzen die Zeit, um ihr Leben zu sortieren.“ Wichtige Entscheidungen, ob man dem gewalttätigen Ehemann verzeihen kann oder ob eine Trennung der richtige Weg ist, müssen oft getroffen werden. „Viele Gespräche, Vergebungsseminare und auch Gebete helfen ihnen dabei.“
VEREIN IST AUF WEITERE SPENDEN ANGEWIESEN
Eine Hausordnung regelt das Zusammenleben, Nationalität und Konfession spielen keine Rolle. „Wir sind kein ausgebildetes Fachpersonal, unsere Stärke liegt in der Gemeinschaft. Bei der ,Oase‘ wird Hilfe zur Selbsthilfe tagtäglich umgesetzt“, erläutert Theumert, die das Konzept zukünftig verstärkt in Kirchengemeinden außerhalb der Region vorstellen möchte. Denn obwohl einzelne Leute – wie beispielsweise eine Supervisorin von „Blickwinkel Freiheits-Stil“ aus Neumünster – Esther Theumert und Michaela Langenbruch helfen, fehlt es noch an weiterer Unterstützung. „Wir brauchen vor allem kontinuierliche Spenden.“
Jetzt, in der Zeit, in der sich alles um das Fest der Liebe dreht, sei es für einige Bewohnerinnen natürlich besonders schwer. „Einige von ihnen werden für die Feiertage zu ihren Familien fahren. Es gibt allerdings auch zwei Bewohnerinnen, die nicht wissen, wie sie Heiligabend verbringen sollen“, so Theumert. „Ich werde sie daher wohl mit zu mir und meiner Familie nehmen.“ Darüber hinaus gebe es natürlich auch eine gemeinsame Weihnachtsfeier im „Haus des Verstehens“.
GROSSES FEST ZUM FÜNFJÄHRIGEN BESTEHEN
Trotz all der Rückschläge in der Vergangenheit, fehle es den Betroffenen nicht an Spaß und Lebensfreude: So wurde auch das fünfjährige Bestehen der „Oase“ gemeinsam mit aktuellen und ehemaligen Bewohnerinnen, Unterstützern und Interessierten im „Haus des Verstehens“ gefeiert.
„Es sind circa 70 Gäste gekommen“, so Esther Theumert. „Auch Pastor Uwe Flaig war mit seiner Frau da und hielt eine kleine Ansprache.“ Darüber hinaus sorgte Sängerin Njeri für Unterhaltung und animierte die Gäste zum Mitsingen. „Besonders emotional wurde es, als unsere Bewohnerinnen ihren Mut zusammen nahmen, über ihre Schicksale sprachen und erzählten, wie gut sie sich jetzt bei uns aufgehoben fühlen“, sagt Langenbruch. „Einige der Gäste waren zu Tränen gerührt.“ Solche Momente und der gute Zuspruch stärke sie immer wieder erneut in ihrem Tun. Denn: „Oft ist es nicht leicht, auch bei uns ist schon die eine oder andere Träne geflossen.“ Seien es Behördengänge, einzelne Schicksale oder auch finanzielle Schwierigkeiten – Esther Theumert und Michaela Langenbruch mussten erst mit den Aufgaben wachsen. Aber: „Wir sind ein starkes Team. Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir zusammen!“
Quelle: www.lokalkompass.de